Jüdischer Friedhof

Jüdischer Friedhof - Fischach

Sichtbare Spuren der Vergangenheit

Im Jahre 1774 – also gut 200 Jahre nach der ersten Ansiedlung von Juden in Fischach – konnte die jüdische Gemeinde am Kohlberg ein Grundstück für einen Bestattungsplatz erwerben. Zuvor mussten die Toten nach Burgau bzw. Kriegshaber überführt werden.

GrabmahleVon den ursprünglich 420 Gräbern haben sich etwa 400 bis heute erhalten. Viele Inschriften sind noch lesbar. In einer Friedhofsdokumentation, die in den Jahren von 2000 bis 2004 von Prof. Dr. Andreas Angerstorfer erstellt wurde, sind alle erhaltenen Steine abgebildet, die lesbaren Inschriften sind dokumentiert und ins Deutsche übertragen. Das Jahr 1796 ist das früheste Sterbedatum, das auf einem erhaltenen Stein genannt wird. Das letzte Begräbnis auf dem jüdischen Friedhof Fischach fand im Januar 1942 statt. Bei mehreren Schändungen wurden Grabsteine beschädigt oder zerstört, zweimal im Jahr 1928, dann 1932 und 1935, zuletzt im Jahr 1999.

1943 kaufte die Gemeinde Fischach den jüdischen Friedhof, 1949 übereignete sie ihn im Rückerstattungsverfahren an die JRSO (Jewish Restitution Successor Organization / deutsch: Jüdische Restitutionsnachfolger-Organisation), die ab 1948 die Restitution von erbenlosem jüdischem Vermögen betrieb.

In Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern wurden vom Markt Fischach im Jahr 2012 Gedenktafeln aus der ehemaligen Fischacher Synagoge in die Friedhofsmauer eingelassen: Vier Tafeln mit den Namen hiesiger und auswärtiger Wohltäter der jüdischen Gemeinde und eine Tafel, die an die sieben jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert.

friedhof02SukkaEine Seltenheit stellt eine Grabstelle mit zwei Grabbrettern aus Eichenholz dar. Hier sind Lewi Josef Mosche ben Abraham (gestorben 1815) und seine Frau Brendel (gestorben 1833) bestattet.




friedhof04Im Tahara-Haus (Leichenhaus), ein Holzbau, steht noch der wohl um 1900 gefertigte Leichenwagen, mit dem die Toten zum Friedhof gebracht wurden, und zwar auf dem Weg durch die heutige Triebgasse. Dort – bei der Thoma-Linde - erinnert seit 1999 auch ein Gedenkstein an die ehemaligen jüdischen Mitbürger Fischachs.

Die Trägerschaft für den jüdischen Friedhof liegt beim Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern mit Sitz in München.

Der Markt Fischach besorgt die Pflege und vermittelt auf Anfrage Führungen über den Friedhof (Tel. 08236 581-0 / Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).

Auch von ReAL-West (08236 962149 / Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). werden regelmäßig Friedhofsführungen angeboten.

Die bislang nicht veröffentlichte Friedhofsdokumentation von Prof. Dr. Angerstorfer kann bei Interesse gerne im Rathaus eingesehen werden.
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